Der schlechte Handel mit einem Altar

Der Prediger Christian Reinhold aus Grone kann kein rechter Geschäftsmann gewesen sein. Für lächerliche 29 Reichstaler, den reinen Materialwert, vermachte er am 29. April 1751 den handgeschnitzten, prächtigen Altar mit der aufgesetzten Kanzel den Glaubensbrüdern und -schwestern in Güntersen. Übersetzung der Handschrift: Dass die Kirche zu Güntersen der Kirche zu Grone für den Altar Zwanzig & Vier Thaler, imgleichen für die Kanzel Fünf Thaler, also überhaupt 29 Thl. richtig begleichet, ein solches wird am 29.April 1751 eigenhändig bescheiniget von dem jetzig Prediger zu Grone.

Handschriftlicher Kaufvertrag

Seitdem steht das wertvolle Stück Kirchenhistorie in der heiligen Halle von St Martini. Die Gründe für diesen ungleichen Handel blieben den Geschichtsforschern bis heute verschlossen. Vielleicht hatte der Groner Geistliche etwas gutzumachen? Wie auch immer, mit dem seltsamen Handel haben die Günterser wahrlich ein Aushängeschild ergattert. Der spätgotische Flügelaltar wurde in seiner Pracht vermutlich von Meister Barthold Castrop um 1510 erbaut. Die Petrusplastiken im Altarbild belegen einmal mehr, dass das Kunstwerk eigentlich für die St: Petri-Kirche in Grone bestimmt war. Aus dem Jahr 1696 stammt der ebenfalls kunstvolle barocke Kanzelaufsatz - von einem Engel getragen. Seit 1981 sind auch die beiden Engel und der mit einer Fahne triumphierende Christus in dem Gotteshaus zu sehen, die einst den Kanzelkorb umrahmten. Bis dahin hatten sie auf dem staubigen Kirchenboden ein weniger hoheitliches Dasein gefristet.